Ich möchte in meinem Blog in losen, doch regelmäßigen Abständen zu bestimmten Themen Stellung beziehen sowie aus meinen mittlerweile über 30 Jahren Berufserfahrung und aktuellen Mandaten berichten. Dabei geht es mir weniger um wissenschaftlich korrekte Abhandlungen oder umsetzbare Berater-Tipps. Vielmehr möchte ich Denkanstöße geben, zu Diskussionen anregen, ja manchmal vielleicht auch ein wenig provozieren… immer mit einem Augenzwinkern 😉
Nach drei Artikeln mit eher Technischen- und Einstellungs-Transformationsthemen geht es in dem Beitrag heute um Transformation im Führungsverhalten, genauer beschäftigt er sich mit dem Thema „Servant Leadership“ um die anstehenden Veränderungen zu bewältigen.
Wie schon in meinem ersten Beitrag erwähnt, führt uns die aktuelle weltweite COVID-19 Pandemie und Krise unterschiedliche Führungs-Philosophien vor Augen. In Politik, Wirtschaft und Wissenschaft lässt sich aktuell sehr anschaulich erfolgreiches und katastrophales Krisenmanagement beobachten. Dies sollte uns helfen, bei den anstehenden Herausforderungen und Transformationen den richtigen Führungsstil anzuwenden.
- Geschäftsmodelle gegen Natur und Umwelt, reines Streben nach „Shareholder Value“ und Gewinnmaximierung sind ebenso „out“ wie die „Geiz ist geil“-Mentalität.
- Andere Werte sind gefragt: Respekt, Offenheit, Authentizität, Vertrauen sowie Empathie und Demut.
- Volkmar Koch schreibt in seinem am 03.03.2020 auf LinkedIn veröffentlichten Beitrag „Wie gelingt (Digitale) Transformation?“: Der Erfolg von Führung liegt darin begründet, alle menschlichen Fähigkeiten im besten Sinne „nutzen zu können.“ Wir sollten daher lernen, nicht nur unserem Wissen und Verstand, sondern auch zunehmend wieder unserem Herzen, unserer eigenen Wahrheit, Intuition und Inspiration zu vertrauen. Nur in dem wir uns (wieder) selbst vertrauen, können wir authentisch vorleben, auf was es zukünftig ankommt. Dies macht eine wahrhaft gute Führungskraft sowie ein echtes „People First“ im Transformationsprozess aus.
- Bjoern Waide wiederum schreibt in seinem LinkedIn Beitrag “Warum Unternehmen in der Coronakrise von der deutschen Politik lernen müssen“: Vielleicht kann man gar die Ära Merkel als eine Blaupause für agile, adaptive Politik verstehen: Das, was von vielen Kommentatoren und politischen Gegnern gern als Prinzipienlosigkeit diffamiert wurde, ist letztlich bloß Antwort auf die wachsende Komplexität der zu treffenden Entscheidungen und Ausdruck eines stetig lernenden, von plumper Ideologie freien Dienstverständnisses. Ungeachtet dieser Deutung erleben wir gegenwärtig, wie ertragreich ein solches agiles Vorgehen zur Bewältigung einer hochkomplexen Situation sein kann: In der Coronakrise lernen wir Scaled Agile – vorgelebt von der gescholtenen Politik.
Kommen wir nun zum Begriff „Servant Leadership“: - Auf www.leadership-insiders.de ist von Univ.-Prof. Dr. Jürgen Weibler zu lesen: Servant Leadership ist eine wertebasierte Grundhaltung, die den eigenen unmittelbaren Nutzen dem Wohl der Geführten und der Organisation unterordnet. Sie lässt sich folgendermaßen charakterisieren: Die Geführten erfahren durch den Führenden eine Anerkennung ihrer Persönlichkeit, eine Befriedigung ihrer individuellen Bedürfnisse sowie Unterstützung bei ihrer Entwicklung; sie werden möglichst umfassend ermächtigt, um zu wachsen und sich selbst zu dienenden Führenden für Dritte entwickeln zu können. Einen Servant Leader zeichnen Empathie, wohlwollende Zuwendung, Beziehungsaufbau und Gemeinschaftssinn, Ehrlichkeit und Integrität sowie visionäre soziale Verantwortungsübernahme aus. Auch hierzulande ist ein wachsendes Interesse an diesem Führungskonzept zu verzeichnen. So etwa im Rahmen der ebenfalls normativ getriebenen Diskussion um die adäquate Führung in neuen Arbeitswelten (New Work). Dabei zeigt sich, dass es Berührungspunkte zwischen Servant Leadership und der Förderung von Agilität in Organisationen gibt. Dabei müssen die Führungskräfte ihren Mitarbeitern nicht nur mehr Freiräume gewähren, sondern die Teams auf deren Nachfrage hin auch unterstützen sowie das Umfeld umsichtig gestalten. Damit Servant Leadership gelingt, braucht die Organisation einen grundlegenden Vorab-Wertekonsens bei allen Beteiligten.
- Wikipedia definiert unter „Servant Leadership / Dienende Führung“: Servant Leadership ist eine von Robert Greenleaf begründete Philosophie der Führung und ein etablierter Ansatz der Führungsforschung. Sie beschreibt das Wirken von Führenden als Dienst am Geführten, mithin als dienendes Führen im Gegensatz zum beherrschenden Führen. Greenleafs Philosophie der Servant Leadership entwickelte sich im Laufe der Zeit in eine Richtung, die etwa ein spirituelles Verständnis von Identität und Mission, Vision und Umwelt verlangte. Dieser Anspruch enthält religiöse Ambitionen und wird deshalb in der Praxis vielfach als abgehoben und indoktrinierend empfunden. „Dienen“ erhält in diesem Zusammenhang die Bedeutung von „ermöglichen“, „auf etwas hinauslaufen“, „bewirken“, „zum Ergebnis führen“. Dies sind funktionale Konnotationen, die das Wozu des Dienens an das größere System rückbinden, dessen Teil der Führende ist und dem diese Art der Führung dient.
- Der „Scrum Master“ ist laut Agilem Framework der „Servant Leader“ für das Scrum Team, stellt sich voll und ganz der Wertegenerierung im Team.
Alles sehr interessante Statements, sicherlich auch kontrovers zu diskutieren. Man läuft Gefahr, als „Servant Leader“ in eine soziale „wir-haben-uns -alle-lieb“ Ecke abgestellt zu werden…
„Servant Leader“ heißt „zum Ergebnis führen“, mit den o.g. Werten! Ich bin fest davon überzeugt, dass große Transformationen in Wirtschaft und Gesellschaft auch nur mit Transformation im Führungsverhalten zu meistern sind! Wie auch schon im vorherigen Beitrag „Disruptive Mindset“ wird dies nur durch „Vorleben“ der obersten Führungsebene im Unternehmen, den CEO´s und Geschäftsführern funktionieren. Zudem gehört das Thema ins Curriculum unserer Schulen und Hochschulen. Je früher wir das Thema der künftigen Führungsgenerationen beibringen, desto besser!